Kapitel 2
(1) Bei den Helvetiern war bei weitem am angesehensten und reichsten
Orgetorix. Dieser, unter dem Konsulat des Marcus Messala und Marcus Piso
von Verlangen nach der Königsherrschaft veranlasst, stiftete eine
Verschwörung des Adels an und überredete die Bürgerschaft, ihr Land mit
allen Vorräten zu verlassen:
(2) es sei sehr leicht, da sie an Tapferkeit alle überträfen, sich der
Herrschaft über ganz Gallien zu bemächtigen.
(3) Dazu überredete er sie um so leichter, weil die Helvetier auf allen
Seiten durch die Natur des Landes eingeengt sind: auf der einen Seite durch
den sehr breiten und sehr tiefen Rhein, der die Helvetiermark von den
Germanen trennt, auf der anderen Seite durch das so hohe Juragebirge, das
zwischen den Sequanern und Helvetiern liegt: auf der dritten durch den
Genfer See und die Rhone, die unsere Provinz von den Helvetiern trennt.
(4) Dadurch kam es, daß sie sowohl weit weniger Streifzüge unternehmen als
auch weniger leicht ihre Grenznachbarn angreifen konnten; in dieser
Hinsicht waren die kriegslustigen Leute sehr bekümmert.
(5) Im Verhältnis zur Bevölkerungsmenge, ihrem Kriegsruhme und ihrer
Tapferkeit glaubten sie ein zu kleines Land zu haben, das sich 240 Meilen
in die Länge und 180 Meilen in die Breite erstreckte.
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