Kapitel 44
(1)Ariovist antwortete auf die Forderungen Cäsars nur weniges, von seinen eigenen Heldentaten machte er viel Rühmens.
(2) Über den Rhein sei er gegangen nicht aus freien Stücken, sondern gebeten und zu Hilfe gerufen von den Galliern. Nicht ohne große Hoffnung und große Belohnungen habe er Heimat und Verwandte verlassen, Wohnsitze in Gallien habe er, die ihm von den Galliern selbst eingeräumt worden seien, die Geiseln seien Mit ihrer eigenen Zustimmung gegeben worden; Tribut nehme er nach Kriegsrecht, wie ihn die Sieger den Besiegten aufzuerlegen pflegten.
(3) Nicht er habe mit den Galliern, sondern die Gallier hätten mit ihm Krieg angefangen; alle Stämme Galliens seien zu seiner Bekämpfung gekommen und hätten gegen ihn im Felde gestanden; dies, Truppen seien alle von ihm in einer einzigen Schlacht in die Flucht geschlagen und überwunden worden.
(4) Wenn sie es ein zweites Mal versuchen wollten, sei er ein zweites Mal bereit, entscheidend zu kämpfen; wen, sie Frieden haben wollten, sei es unbillig, in betreff des Tributes zu verweigern, was sie bis zu dieser Zeit freiwillig gezahlt hätten.
(5) Die Freundschaft des römischen Volkes müsse ihm zur Ehre und zum Schutze, nicht zum Schaden gereichen und nur in dieser Erwartung habe er sich darum bemüht. Wenn
durch Vermittlung des römischen Volkes (den Galliern) der Tribut erlassen und die Unterworfenen entzogen (abspenstig gemacht) würden, so würde er nicht weniger gern die Freundschaft mit dem römischen Volke zurückweisen, als er sie begehrt habe.
(6) Wenn er eine Menge Germanen nach Gallien herüberführe, so tue er das, um sich zu sichern, nicht um Gallier zu bekämpfen. Beweis dafür sei, daß er (nur) gebeten (auf
Bitten) gekommen sei und daß er den Krieg nicht begonnen, sondern sich nur verteidigt habe (keinen Angriffs-, sondern nur einen Verteidigungskrieg geführt habe).
(7) Er sei früher nach Gallien gekommen als das römische Volk. Niemals vor dieser Zeit sei ein Heer des römischen Volkes über die Grenzen der Provinz Gallien hinausgekommen (d. h. in das eigeniche Gallien gekommen).
(8) Was er ihm wolle? Warum er in seine Besitzungen komme? Dieses Gallien hier sei seine Provinz wie jenes dort die unsrige. Wie es ihm nicht erlaubt werden dürfe, wenn er auf unser Gebiet einen Angriff mache, so sei es von uns unbillig, daß wir ihn in seinem Rechte (d. h, in der Ausübung seines guten Rechtes) hinderten.
(9) Wenn er (Cäsar) anführe, daß die Häduer vom Senat Brüder genannt worden seien, so sei er (Ariovist) doch nicht so ungebildet und so unkundig der Sachlage, daß er nicht wüßte daß weder im letzten Kriege mit den Allobrogern die Häduer den Römern Hilfe gebracht noch selbst in diesen Handeln, die die Häduer mit ihm und den Sequanern gehabt hätten, sich der Hilfe des römischen Volkes erfreut hätten.
(10) Er müsse argwöhnen, daß Cäsar, weil er ein Heer in Gallien habe, es auf Grund
erheuchelter Freundschaft (mit den Häduern) es habe, um ihn zu vernichten.
(11) Wenn er (Cäsar) nicht abziehend sein Heer aus diesen Bezirken nicht wegführe, werde er ihn nicht als Freund, sondern als Feind ansehen.
(12) Wenn er ihn täte, werde er vielen Adligen und ersten Männern des römischen Volkes einen Gefallen tun; das wisse er von ihnen selbst durch ihre Boten, und ihrer aller Dank und Freundschaft könne er mit seinem (Cäsars) Tode erkaufen.
(13) Wenn er (Cäsar,) nun abziehe und ihm (Ariovist) den freien Besitz Galliens überlasse, werde er es ihm mit reichern Lohne vergelten, und welche Kriege auch immer er geführt wissen wolle, werde er ohne irgendwelche Anstrengung und Gefahr für ihn (Cäsar) erledigen.